Wege zu Gott
Gott und Beton - eine seltsame Kombination. Die Serie "Wege zu Gott" entstand in einer für mich schwierigen Zeit. Gestresst, verloren und niedergeschlagen war meine Kamera und die Fotografie zu der Zeit ein Ausbrechen aus einem frustrierenden Alltag. So nutzte ich fast jede Gelegenheit das Haus zu verlassen und mich auf die Suche nach Kirchen zu begeben, die von ihrer Bauweise eher weniger an solche erinnern. Diese Kirchen waren mir schon vor längerer Zeit aufgefallen und ihre unorthodoxe, manchmal fast schon brutale Architektur faszinierte mich. Sie hatten nichts mit der imposanten, beeindruckenden und oftmals prunkvollen Architektur gemein, die ich von Gotteshäusern kannte. Sie waren genau das Gegenteil - prunklos, schlicht, roh und oft unauffällig. Ihre Türme erinnerten mich an steinige, unebene und einsame Wege in den Himmel, Wege zu Gott. Ich assoziierte sie mit meiner eigenen Situation. Je mehr ich mich mit dem Thema auseinandersetzte, desto mehr Kirchtürme sah ich auf einmal, ob bei Spaziergängen, auf Zugfahrten oder sogar aus dem Flugzeug. Mein Weg führte mich durch zahlreiche Stadtteile Kölns und Düsseldorfs, durch völlig unbekannte kleine Dörfer, nach Leverkusen und Langenfeld, nach Mülheim an der Ruhr, nach Berlin, Bonn, Siegburg, Duisburg und sogar nach Prag. Meine Routen von Kirche zu Kirche waren dabei eine Art Pilgerreise und eine Suche nach Antworten, eine Suche nach dem verlorenen Weg, nach einem Sinn und schlußendlich nach Gott. Das Heben der Kamera vor jeder Kirche war ein Innehalten, ein Fragen, ein Lauschen - führten mich diese betonierten Wege tatsächlich zu Gott oder stand ich doch vor dem schweigenden Nichts? Über 100 solcher Kirchen suchte ich in den letzten Jahren auf, Kirchen deren Bauweise von Architekten wie Gottfried Böhm, Karl Band, Rudolf Schwarz, Bernhard Rotterdam oder Fritz Schaller geprägt wurde.
Die Fotografien auf der Seite sind nur ein ausgewählter Teil der Serie.